Stille und Ruhe für mehr Klarheit und Fokus

»I don’t think we give that gift anymore (the gift of silence). I’m very concerned that our society is much more interested in information than wonder. In noise, rather than silence…how do we encourage reflection? Oh my, this is a noisy world. I get up every morning at least by 5AM. I have a couple hours of quiet time, reflect about what is important. What can we do, to encourage people to have more quiet in their lives, more silence? Real revelation comes through silence.«

― Fred Rogers

Das, was Fred Rogers anspricht, ist eigentlich eine erschreckende Tatsache.

Aber warum ist das so?

In meinen Augen ist es so, dass man auf der Suche nach relevanten Inhalten wirklich verrückt werden kann, da man sich in den bedeutungslosen Informationen und Inhalten verliert.

Eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass mittlerweile alles auf Aufmerksamkeit ausgelegt ist. Hooks, Algorithmen, Push-Notifications, Bilder, Nachrichten und das alles, begleitet von der Angst, dass man etwas verpassen könnte und man mit dem Ganzen Schritt halten muss.

Das tieferliegende Problem ist für mich dabei, dass man schon fast immun ist gegen das, was wirklich die eigene Aufmerksamkeit verdient, und deshalb geht die Suche einfach immer weiter. Es entsteht also ein Kreislauf, der keine »Sättigung« hervorruft. Dabei will man immer mehr. Möchte aber zutiefst etwas ganz anderes. Eine schwierige Situation, da das Verlangen (Wollen) einfach größer ist als das Bedürfnis, das bereits Vorhandene anzuerkennen. 

Auch die Umsetzung leidet unter diesem Verhalten. Vielleicht hast du dich ja schon einmal selbst dabei ertappt, dass du Folgendes dachtest: »Ich brauche noch mehr Informationen und Wissen, damit ich mit der Aufgabe anfangen kann.« Ein klassisches Beispiel dafür, dass dich die Zukunft nicht befreien kann. Nur deine Verhaltensweise und deine Handlungen in der Gegenwart verändern die Zukunft und eben nicht das ständige Verlangen nach der Zukunft. 

Die Energie fließt in die Zukunft

Das, was wir wollen, ist für uns also wichtiger als das, was wir haben. Diese Tatsache sorgt dafür, dass wir einen Großteil unserer Energie für die Zukunft und einen besseren Lebensumstand verwenden. Was eben dabei völlig in Vergessenheit gerät, ist das, was bereits da ist. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Umstand, der vergessen wird: »Was kommt, nachdem man das Ziel erreicht hat?« Klar, es gibt wieder ein neues Ziel und wieder wird der Großteil der eigenen Energie für die Zukunft verwendet. 

Genau dadurch entsteht dann auch der Druck, den man sich täglich auferlegt. Man ist zwar hier, in der Gegenwart, aber man möchte ganz woanders sein, nämlich in der Zukunft. Oder einfacher gesagt: Man sieht seine Ziele und möchte am liebsten bereits alles erreicht haben. 

Aber was ist, wenn man aus dem Ganzen aussteigt? Ist man dann selbst unbedeutend, da man bei manchen Dingen nicht mehr mitreden kann? Denkt man, dass man zunehmend irrelevant wird? Verliert man den Anschluss? Verliert man das Interesse an Zielen? Was geschieht dann eigentlich?

Ein bewusster Umgang mit Ablenkungen, Informationen und Unterhaltung

Im Grunde gibt es drei Bereiche der Ablenkungen. Zum einen gibt es die alltäglichen Ablenkungen: Man muss etwas reparieren, ein unerwarteter Anruf, ein:e Kolleg:in benötigt etwas und so weiter. 

Dann gibt es noch die Ablenkung durch die Informationen. Man sucht nach etwas, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was man eigentlich genau sucht. Man verliert sich also, wie oben angesprochen, im Dickicht der irrelevanten Informationen. 

Des Weiteren gibt es die Unterhaltung. Meistens wird die Unterhaltung gemeint, wenn man über Ablenkungen spricht. Da gibt es Social Media, YouTube, Chat-Programme und ja, auch Nachrichten können zur Unterhaltung zählen. 

Wenn man diese drei Bereiche sieht, wird eines relativ schnell klar: Es gibt Bereiche, die man kontrollieren kann, und Bereiche, die außerhalb der Kontrolle liegen. 

Beispielsweise kann man unerwartete Anrufe nicht unbedingt kontrollieren. Natürlich kann man sein Smartphone auf »Nicht stören« stellen oder ausschalten. Aber irgendwann muss man unweigerlich den Modus verlassen oder muss sein Smartphone wieder einschalten. 

Jedoch hat man Social-Media-Kanäle, YouTube sowie die Konsumation von Nachrichten sehr wohl unter Kontrolle. 

Natürlich sorgen ein Medienverzicht, eine Reduktion von Social Media oder ein gezielter Konsum von Inhalten dafür, dass man in vielen Bereichen kein Wissen oder keine Informationen mehr hat. Auch der Verzicht auf Unterhaltung bewirkt etwas. So kann beispielsweise Unruhe oder Langeweile entstehen. 

Aber anders gesehen ist die Frage, wann diese zahlreichen Schlagzeilen, News, Inhalte und Benachrichtigungen einen wirklichen Wert für das eigene Leben hatten.

Also, was wäre, wenn man bei all diesen Dingen, die einfach nur ablenken, sich einfach einmal ablenkt? Und zwar mit einer Ablenkung, die das genaue Gegenteil von dieser aufmerksamkeitserregenden Welt ist: der realen Welt.

So banal es auch klingt, ist das gar nicht so einfach. Bei mir war es so, dass Gefühle hochkamen und ich mit diesen klarkommen musste. Keine Unterdrückung. Keine Ablenkung. Oder auch das Zurechtkommen mit dem Gedanken, dass Atmen und der gegenwärtige Moment die spannendsten Dinge sind, die es gibt. Aber am Ende haben sich der Verzicht und der bewusste Umgang auf jeden Fall ausgezahlt. 

Wie schafft man einen bewussten Umgang?

Entscheidend für einen bewussten Umgang mit Ablenkungen ist sicherlich, dass man ehrlich zu sich selbst ist. Es geht darum, dass man herausfindet, welches Ziel man eigentlich mit seiner Verhaltensweise verfolgt und welche Probleme in Zukunft daraus entstehen können. 

So kann das Konsumieren von Medien dazu dienen, dass man sich besser fühlt, da man sieht, wie es anderen ergeht. Ein Problem, das jedoch daraus entstehen kann, ist, dass man sich selbst zu wenig Zeit für seine eigenen Gedanken einräumt. 

Dabei kann die Erlaubnis, sich dem Lärm zu entziehen und sich den eigenen Gedanken, Gefühlen und dem Moment zu widmen, das erzeugen, was Fred Rogers anspricht: Staunen.

Denn wenn du dir mehr Zeit für dich selbst und den Moment einräumst und dich von den Überinformationen und ablenkenden Unterhaltungen zurückziehst, die das Leben bereithält, hast du die Möglichkeit, das zu erkennen, was bereits da ist. Dabei ist das, was da ist, die Grundlage für die nächsten Schritte. 

Zusätzlich gibt es noch eine Sache, die mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit eintreten wird, wenn man einen bewussten Umgang mit Ablenkungen wählt: Man hat Zeit für die Dinge, für die fast niemand mehr Zeit findet.

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