Wie kann ich mich besser konzentrieren?

Sich zu fragen, wie man sich besser konzentrieren kann, ist zwar keine schlechte Frage, aber die falsche. Zumindest im ersten Schritt ist es die falsche Frage. 

Der erste Schritt ist nämlich nicht, dass man einen fokussierten Zustand herstellt. Vielmehr geht es darum, dass man erkennt, dass Fokus eine Ressource ist, die es zu schützen gilt. Klarerweise bringt es nämlich recht wenig, wenn man sich auf die falschen Aufgaben, Dinge und Tätigkeiten konzentriert. Zu wissen, worauf man sich fokussieren möchte, ist also die Basis. Und diese Basis gilt es zu schützen. 

Auch scheinbar kleine Dinge, die den Fokus beeinflussen, können verheerende Auswirkungen haben. Zwar kosten kleine Dinge wie ein E-Mail-Check oder ein Blick auf LinkedIn nicht unbedingt viel Zeit. Aber genau solche Dinge sorgen dafür, dass der Schutz für deinen Fokus immer mehr zu bröckeln beginnt. 

Das heißt: Je mehr du deinen Fokus zerstreust, desto weniger Fokus bleibt am Ende für das Wesentliche übrig. Bevor es also in die Umsetzung geht, sollte man sich zuerst fragen, worauf man überhaupt seinen Fokus richtet und worauf eben nicht.

Wie das gelingt? Mit Klarheit. Denn im Grunde ist es wie beim Autofahren: Wenn du weißt, wohin du fahren möchtest, lässt sich auch eine Route finden.

Genauso ist es auch im Leben. Zuerst musst du einmal wissen, was das Ziel ist. Du musst also wissen, wo du hinmöchtest. Nachdem du weißt, wo du hin möchtest, benötigst du extreme Ehrlichkeit. Denn bekanntlich kann man auch trotz vieler Umwege an das Ziel gelangen. In diesem Szenario sind die Umwege die Ablenkungen und Aufgaben, die zwischen dir und deinem Ziel stehen. 

Genau deshalb ist die Ehrlichkeit so wichtig. Denn es liegt ein großer Unterschied zwischen absoluter Notwendigkeit und einer vorgegebenen Notwendigkeit. Somit liegt ein deutlicher Unterschied zwischen notwendigen Aufgaben und Tätigkeiten oder Aufgaben und Tätigkeiten, die als Vorwand dienen. Man kann nämlich an der wichtigsten Aufgabe arbeiten und sich eben trotzdem immer selbst ablenken, da man sich selbst suggeriert, dass vielleicht noch eine wichtige Information für die Aufgabe per Mail kommt. Oder man widmet sich immer wieder anderen Aufgaben, die zwar wichtig und notwendig wirken, aber bei einer genaueren Betrachtung, nicht zu den Prioritäten gehören.  

Eine Analyse deiner Aufgaben und Tätigkeiten kann damit Abhilfe schaffen. Die Analyse kann dir nämlich dabei helfen, herauszufinden, was dich deinem Ziel näher bringt. Das gelingt am besten, wenn du dich eben bei jeder Aufgabe oder Tätigkeit fragst, ob dich diese Aufgabe oder Tätigkeit näher an dein Ziel bringt. 

Wenn du noch ein tieferes Verständnis dafür bekommen möchtest, welche Aufgabe nun den Vorzug verdient hat, solltest du deine Aufgaben direkt miteinander vergleichen. Stell dir einfach folgende Frage: Wenn ich mich für mein Ziel zwischen Aufgabe A und Aufgabe B entscheiden müsste, welche Aufgabe würde ich dann wählen und warum?

Bei diesem Ansatz ist es wichtig, dass du all deine Aufgaben und Tätigkeiten miteinander duellierst. Dabei wirst du erkennen, dass schlussendlich nur eine Aufgabe gewinnen kann. 

Auch wenn dieser Satz schmerzhaft ist, steckt einfach sehr viel Wahrheit drin: Du musst dich immer für eine Sache entscheiden. Eine Sache hat nämlich immer Vorrang. Die Entscheidung, welche es ist, triffst du, und zwar immer.

Denn es ist doch so, dass du immer das tust, was du tun möchtest. Die Verantwortung für den eigenen Fokus trägt nämlich weder eine App, ein Kalender, ein Projektmanagement-Tool noch irgendwelche Vorsätze. Der entscheidende Unterschied ist man selbst.

Dass man Nein zu Dingen sagt, ist dabei das eine und ja, das gehört zum Fokus dazu. Aber blickt man einmal tiefer, dann geht es darum, dass man sich selbst seiner Verantwortung bewusst wird.

Das ist insofern wichtig, da man jede Entscheidung auch für sein zukünftiges Ich trifft. Wenn etwas die Zukunft also nicht leichter, sondern schwieriger macht (und da ist wirklich Ehrlichkeit gefragt), sollte man die Entscheidung nochmals überdenken und Verantwortung für die Gegenwart übernehmen.

Kurzum: Es kommt also vorher die Entscheidung und dann erst folgt die Handlung. 

Konzentration steigern

Wenn du die Entscheidung getroffen hast, worauf du dich fokussierst, ist der nächste Schritt recht plausibel. Es geht darum, es einfach zu tun. Wie gut dir das gelingt, hängt davon ab, wie trainiert oder ausgeprägt deine Fokussierung ist.

Denn Konzentration und Fokus können trainiert werden. Das beschreibt auch der bekannte Professor und Neurowissenschaftler Dr. Andrew Huberman. Konkret beschreibt Andrew Huberman in einem seiner LinkedIn-Beiträge, dass er ständig befragt wird, wie man die Konzentration steigern kann. Dabei rät er aber nicht zu irgendwelchen Supplements oder anderen Dingen, sondern zu einer Verhaltensveränderung. [1]

Im Grunde kannst du deine Konzentration dadurch steigern, dass du dich über einen längeren Zeitraum auf eine Sache fokussierst. Keine Ablenkungen also. Keine Ausweichhandlungen also. Was zählt, ist, dass du dich immer wieder dazu motivierst, weiterhin konzentriert zu bleiben. 

Je länger du dem Reiz von einer Ablenkung widerstehst, desto mehr trainierst du deine Konzentration. 

Ob du zunehmend abgelenkter wirst, kannst du wie folgt feststellen: Stell dir einfach einmal vor, dass du genau die Aufgabe angehst, die du schon vor langer Zeit erledigen wolltest und die zu deinen Top-Prioritäten gehört. 

Versetze dich gedanklich einmal in die Situation, wie du versuchst, diese Aufgabe zu erledigen. Nimm wahr, welche Gefühle und Impulse dabei entstehen. 

Genau diese Gefühle und Impulse sind es, die ein Vorbote für deine Entscheidung sind. Nämlich die Entscheidung, ob du dich auf das Wesentliche fokussierst oder ob du dich für einen Impuls oder für eine Ausweichhandlung entscheidest. 

Wenn diese Gefühle und Impulse während einer Fokus-Session aufkommen, weißt du, dass du kurz davor bist, dich abzulenken und dass dein Fokus zunehmend schwindet. 

Eine Methode, die dir dabei helfen kann, den Fokus zu bewahren, ist, dass du in kleinen Schritten weiterarbeitest und so »schnelle Gewinne« erzielst. So kann es dir gelingen, dass du dich weiterhin auf das Wesentliche konzentrierst. 

Dabei denkst du eben nicht an das Ende, sondern viel mehr an den Prozess und die nächsten Etappen. 

Die große Herausforderung

Der Grund, warum es Sinn macht, sich täglich mit dem Fokus auseinanderzusetzen, ist der, dass man seinen Fokus schnell steigern kann. Genauso kann man aber diese Fähigkeit wieder relativ schnell verlieren. Auch das beschreibt Dr. Andrew Huberman. 

Vermutlich wird ein starker Fokus auch in Zukunft noch eine enorme Relevanz haben. Man denke nur daran, dass wir Menschen uns immer wieder anpassen und Neues erlernen müssen. 

Hinzukommt, dass die Ablenkungen in absehbarer Zeit nicht weniger werden. Dabei geht es nicht nur um zukünftige Ablenkungen wie »Smart Glasses« oder neue Apps, die uns in den Bann ziehen. Es geht eben auch um Veränderungen, die eintreten. Und gerade wenn Veränderungen da sind, ist es wichtig, dass man sie aktiv gestaltet, und dafür benötigt es Menschen mit Fokus. 

Denn Fokus schafft Verantwortung. 

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Quellen

[1] Huberman, A. (2025, 19. Mai). I get asked about tools (drugs) for focus all the time. https://www.linkedin.com/posts/andrew-huberman_i-get-asked-about-tools-drugs-for-focus-activity-7330057029522259970-hr7p?utm_source=share&utm_medium=member_desktop&rcm=ACoAABda4W8BWu6VBtXLEdMh6XCSgD_F2crSItk

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